Ein für Bau und Sanierung wichtiger Verbundwerkstoff ist das Armierungsgewebe. Es erhöht die Tragfähigkeit von Wänden, Fassaden, Decken und Böden. Um diese Funktion zu erfüllen, kommt es auf die richtige Anbringung an.
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Armierungsgewebe: Werkstoff und Funktion
Um Bauteile zu verstärken, setzen Fachleute und Heimwerker ein sogenanntes Armierungsgewebe ein. Dieses ist ein Verbundwerkstoff, der die Tragfähigkeit der jeweiligen Bauteile erhöhen soll. Er wird daher sowohl im Innen- als auch im Außenbereich und somit an Wänden, Decken und Böden gleichermaßen angewendet. Verschiedene Materialien werden als Armierungsgewebe genutzt, unter anderem kommen Kunststoff und Jute zum Einsatz. Unter Putz und bei Verwendung von Ausgleichsmassen werden Gewebe auf Glasfaserbasis genutzt. Diese quellen bei Kontakt mit Feuchtigkeit nicht auf und sind alkalibeständig. Darüber hinaus weisen glasfaserbasierte Armierungsgewebe eine sehr hohe Reißfestigkeit auf.
Funktion von Armierungsgewebe
Armierungsgewebe sind nicht nur eine weitere Materialschicht beim Verputzen der Wände. Vielmehr erfüllen sie eine große Aufgabe, indem sie das jeweilige Bauteil stabiler und belastbarer machen. Dabei erfüllt das Gewebe eine ähnliche Funktion wie die bei Stahlbeton verwendeten Bewehrungsmatten.
Spannungskräfte werden aufgenommen, damit lässt reduziert sich das Risiko von Rissen im Putz. Wird ein Armierungsputz eingesetzt, verwenden die Hersteller für diesen in der Regel ebenfalls Zusammensetzungen, die für eine hohe Zugfestigkeit stehen und für eine höhere Stabilität sorgen.
Durch die Verwendung von Armierungsgewebe lassen sich bereits vorhandene Mängel beheben. Risse im Putz oder Schäden an einzelnen Kanten werden beseitigt.
Solche Mängel treten vor allem an Fenster- und Türkanten auf sowie an Stellen, an denen Untergründe aufeinandertreffen. Haben diese beiden Untergründe ein verschiedenes Dehnungsverhalten, können Risse entstehen.
Diese lassen sich unter Verwendung von Armierungsgewebe verhindern oder wenigstens kaschieren. Das Gewebe ist zu überputzen, eine einheitliche Oberfläche entsteht. Künftigen Rissen an dieser Stelle wird vorgebeugt.
Verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für Armierungsgewebe
Armierungsgewebe findet vor allem Verwendung im Rahmen der Gebäudesanierung sowie bei Renovierungsarbeiten. Hierbei werden Risse im Putz ausgebessert, die Stellen können einfach überputzt und überklebt oder überstrichen werden.
Doch auch beim Hausbau setzen Baufachleute Armierungsgewebe ein, dies unter anderem bei der Installation eines Wärmedämmverbundsystems.
Je nach Anwendungszweck kommen Gewebe aus Glasfaser oder Textil infrage. Erstere sind bei der Sanierung oder Renovierung von Innenräumen üblich und können sogar in den feuchten Putz eingebettet werden.
Nach dem Trocknen entsteht hier eine feste Verbindung mit dem Untergrund. Textilgewebe hingegen sind besonders ästhetisch und sehr flexibel.
Sie sind ausgezeichnet für unregelmäßige Oberflächen geeignet und können durch ihre Atmungsaktivität Schimmel verhindern.
Welches Armierungsgewebe im Einzelfall ausgewählt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu diesen gehören:
- Stabilität des Untergrundes
- Beschaffenheit der zu verputzenden Fläche
- zu erzielende Ergebnisse
Unabhängig von der höheren Stabilität der Bauteile und des Putzes kann das Armierungsgewebe dazu beitragen, dass sich das Raumklima verbessert.
Außerdem ist die Anbringung eine Investition in die Hochwertigkeit und Langlebigkeit des Gebäudes, das damit zudem an Wert steigt.
Anwendung von Armierungsgewebe in verschiedenen Situationen
Erkennbar ist ein hochwertiges Produkt an diesen Aspekten:
- Ausreichendes Gewicht:
Bei einem Gewicht von 90 g/m² ist von einer guten Festigkeit und Dichte des Armierungsgewebes auszugehen.
- Hohe Reißfestigkeit:
Indizien für eine hohe Reißfestigkeit sind die Angaben auf dem Verpackungsschild, die beispielsweise „1200 n Kettenfaden“ oder „800 N Schussfaden/5 cm“ lauten.
- Vergebene Zertifizierungen:
ISO 9001 oder DIN 53854/53857 sind Hinweise auf eine hohe Qualität des Gewebes.
Bei der Wahl des richtigen Armierungsgewebes spielen aber nicht nur Qualität und zu berücksichtigender Untergrund eine Rolle, sondern auch der Preis.
Je nach Budget sind unterschiedlich Gewebequalitäten erhältlich, die Unterschiede sind teils enorm.
So wird Armierungsgewebe richtig angebracht
Eine pauschale Anleitung für die richtige Anwendung von Armierungsgewebe ist nicht möglich, da die Verwendungsmöglichkeiten des Bauwerkstoffs beinahe universell sind. Dennoch gibt es an dieser Stelle einige Hinweise zur richtigen Anbringung von Armierungsgewebe:
Montage von Armierungsgewebe an der Wand oder an der Decke
Um Wände innen und außen verputzen zu können, ist ein guter Untergrund wichtig, zu dem auch das Armierungsgewebe gehört. Es ist dort von besonderer Bedeutung, da es Risse und Schäden am Putz effektiv verhindern kann.
Wichtig ist, dass zuerst eine Schicht Putz an der Wand oder an der Decke aufgetragen wird. Erst danach folgt das Armierungsgewebe, das glatt und ohne Falten in die Putzschicht zu drücken ist.
Eine Überlappung von wenigstens 10 cm ist wichtig, wenn mehrere Bahnen gelegt werden. Vor weiteren Arbeiten bitte unbedingt eine ausreichende Trocknungszeit einplanen! Der Tipp vom Profi: Wenn Armierungsgewebe aus Glasfaser in den Ecken angebracht werden soll, ist eine sogenannte Diagonalarmierung sinnvoll. Hierbei wird zuerst das Gewebe horizontal verlegt, danach kann es diagonal über die Ecken gelegt werden.
Montage von Armierungsgewebe auf Böden
Beim Verlegen von Fliesen auf Holzuntergründen kann alternativ zum Putz auch ein Armierungsgewebe verwendet werden.
Wichtig: Als Ausgleichsmasse darf in dem Fall nur Fließestrich genutzt werden. Putz oder Mörtel sind tabu!
Die richtige Vorgehensweise ist wie folgt:
- Abschleifen des Holzfußbodens
- Entfernen des Schleifstaubs und Säuberung der Oberfläche
- überlappende Anbringung des Armierungsgewebes (rund 10 cm Überlappung ist ausreichend), alternative Ausbringung des Fließestrichs, danach Anbringung des Gewebes
- Einhalten der Trocknungszeit
- Auftrag der letzten Schicht des Fließestrichs
Montage von Armierungsgewebe auf Dämmplatten
Das Gewebe stellt selbst keine Erweiterung des Dämmschutzes dar! Vielmehr ist es eine Art Bindeglied zwischen dem Untergrund und den Dämmplatten. Sind diese notfalls nach dem Abschleifen in einer geraden Ebene vorhanden, kann die erste Putzschicht aufgetragen werden.
Danach muss das Armierungsgewebe auf den Unterputz gelegt werden. Auch hier ist die Überlappung von rund 10 cm zwischen den einzelnen Bahnen wichtig.
Am Ende folgt der Putz, der über dem Armierungsgewebe aufgebracht wird. Wird das Gewebe bei einer Fassade verwendet, geschieht dies meist in der Form, die die Platten vorgeben.
Da diese keine einheitliche Fläche bilden, wird das Gewebe auch hier vor der finalen Putzschicht aufgebracht. Eine Platzierung zwischen Dämmung und Putz erfolgt in einer Stärke von rund drei bis vier Zentimetern.
Weitere Anwendungsbereiche von Armierungsgewebe
Das Gewebe, welches im Außenbereich für zusätzliche Stabilität von Fassaden und für eine bessere Befestigung sowie Vorbeugung vor möglichen Schäden durch Spannungsrisse sorgt, kann sogar bei der Sanierung von Altbaufassaden verwendet werden. Die Substanz des Altbaus bleibt damit erhalten, neue Risse werden effektiv verhindert und bereits vorhandene ausgebessert. Der Erfolg der Sanierung hängt maßgeblich von der Verwendung des Armierungsgewebes ab. Um die Leistungsfähigkeit des Gewebes zu steigern, kann eine Grundfarbe unter dem Putz angebracht werden. Der Anstrich sorgt für einheitlich saugende Verhältnisse des Untergrunds, sodass das Ergebnis später einheitlich und ästhetisch ansprechend ist. Eine sichtbare Fleckenbildung durch unterschiedliche Trocknungen wird ebenfalls zuverlässig verhindert.